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Non est ad astra mollis e terris via.

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Non est ad astra mollis e terris via.



Bau meiner Clamshell-Zeltsternwarte

 

Ich hatte monatelang ein günstiges Astrozelt benutzt, durch Regen, Sonne und Stürme hat sich dieser einfach Schutzbau allerdings mit der Zeit aufgelöst.Es musste also etwas "solideres" her.

Anstelle einer festen GFK-Konstruktion habe ich mich für den Bau einer Clamshell-Zeltsternwarte entschieden, die vollständig zurückgeklappt werden kann.

Zunächst habe ich die perfekt eingenordete Montierung stehen lassen und habe zwei Lote gefällt. Einmal habe ich die Mitte der Montierung ausgelotet und dann habe ich den Nordzapfen der Montierungsaufnahme des EQ6-Statives ausgelotet und mir eine Markierungsstange in die Erde gesteckt. Danach habe ich einfach mit einem scharfen Teppichmesser das marode Astrozelt drumherum weggeschnitten. Ich habe an der Mittenmarkierung ein 80cm tiefes Loch gegraben, ein DN200 KG-Rohr darin versenkt und ein Fundament geschüttet.
Da die Grundfläche meines neuen Klappzeltes rund ist, habe ich mir ein Achteck aus Norm-Stürzen (die hatte ich noch liegen) verlegt:

Der Zaun drumrum sollte unsere Schafe während der Bauphase fernhalten. Wäre doch blöd, wenn sich eins an der Säule schubbert, solange der Zement noch nicht ausgehärtet ist..
Gegen Feuchtigkeit von unten habe ich eine Gewebeplane verlegt , außerdem habe ich ein Leerrohr für Strom und LAN vergraben.
Tja -und dann haben meine Frau und ich 114 Säcke a 25kg = 2,9 Tonnen Fertig-Estrichbeton von Hand angemischt und im Achteck verteilt. (Aua, mein Rücken...)


Zur Armierung haben wir noch eine Baustahlmatte zurechtgeflext und mit eingegossen - die Säule ist trotz der massiven Platte mit einem Schaumstoff-Streifen von der Bodenplatte entkoppelt.
Die häufigste Frage der sonntäglichen Spaziergänger: "wird das ein Springbrunnen?"

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Den Montierungszapfen habe ich durch Übertragung meiner ausgeloteten Markierung ausgerichtet. Ich hoffe das passt und ich treffe den Polarstern.

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Das Alu-Klappgestänge habe ich mir bei einem Metallbauer fertigen lassen und die (LKW-)Plane zur Bespannung hat mir eine Sattlerei angefertigt, die auf Bootsverdecke spezialisert ist.

Das fertige Zelt beim Sattler - Es lässt sich spielend leicht auf und zuklappen und hat eine Stehhöhe von 1,8m :

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Aufgeklappt liegt es ziemlich flach am Boden:

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Eine erste Anprobe:

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Ich habe noch ein paar "Modifikationen" vorgenommen, denn es passte nicht 100%ig.
Die Flansche mit der Klappmechanik konnte ich innen zwar festdübeln - an der Aussenseite ragten die aber ein wenig über meinen achteckigen Sockel.
Ich habe mir also zwei "Ohren" eingeschalt und mit Estrichbeton ausgegossen:

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Dem geneigten Betrachter wird eventuell auffallen, dass der Flansch nicht ganz gerade auf dem "Ohr" steht - das liegt ganz einfach daran, dass die Mechnik Teil der Rundung ist.
Ich habe mich bemüht, das Zelt einigermassen symmetrisch auszurichten. Ich habe die Seite, die geschlossen bleibt (also die, wo das Verdeck hinklappt) auf die Wetterseite verlegt und umlaufend verdübelt. Das kann man auf dem Bild oben ganz gut erkennen.

Mit der Seite, an der das Zelt öffnet war nicht nicht ganz zufrieden - hier gab es einen relativ großen Spalt. Ich hatte mir glücklicherweise die Reste der Plane vom Sattler einpacken lassen und die örtliche Scheiderin hat mir daraus eine 5,70m lange und 15cm breite "Schürze" genäht. Diese habe ich von innen gegen das Alurohr genietet:

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Innenansicht - die Stehhöhe ist ca. 1,8m:

So sieht das ganze aufgeklappt aus:

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Die Säule habe ich mittlerweile lackiert und ich habe ein LAN- und ein Stromkabel durch das Leerrohr gezogen.
Einen IP65-Schaltkasten habe ich auch schon bestückt: 9 Steckdosen (die guten von Gira), 1x LAN-Dose und der gut bewährte USB3-Industriehub:

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Der Schaltschrank braucht standardmässig einen Dreick-Schlüssel zum öffnen - diese "Schlösser" habe ich ersetzt durch Drehknäufe. Ich kenne mich doch: der Himmel ist klar und der Schaltschrankschlüssel ist weg... :

Alles ist bereit für den großen Polar-Alignment-Test. Wenn die Position des Montierungszapfens nicht passt, dann muss der Teller nochmal zum Metallbauer:

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..zum Glück passt alles:

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Der Schaltschrank ist montiert und angeschlossen.
Der Schaltschrank steht "autark" (fest im Fundament verschraubt) in ca. 5cm Höhe über dem Boden ohne Kontakt zur Säule (um die Entkopplung nicht kaputt zu machen).
Für die Kabeldurchführungen habe ich ein Loch in die Unterseite gesägt und eine Kabeldurchführung mit Bürsten-Abdeckung montiert.

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Die offenen Seiten der Kuppel müssen natürlich zu. Ich kann wegen des Gestänges der Klappmechanik leider keine Planen-Teile von innen oder aussen befestigen.Also habe ich mir folgende McGyver-Lösung "ersonnen":

Ich habe mir aus Siebdruckplatte zwei Seitenteile zurechtgesägt:

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Diese Konstruktion habe ich an Scharnieren befestigt und im Beton verdübelt.

Dann habe ich ein Loch in den "Klappflasch" gebohrt und eine M10-Schraube mit Sicherungsmutter daran befestigt:

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So lässt sich das zugeklappte Seitenteil gegen das Zelt zwingen.

Ich habe die Siebdruckplatte dann noch mit einem Rest von der Plane bespannt und einen Alu-Kantenschutz zurechtgeflext.
Zeltseitig habe ich umlaufend ein Gummi-Notenprofil befestigt - durch durch das "heranzwingen" mit der Schraube liegt das schön bündig am Zelt:

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Einen Großteil des Wassers sollte das schonmal abhalten. Für den Rest werde ich noch ein Loch in den Flansch bohren und einen Ablauf schaffen.
Um das Aufklappen zu vereinfachen, habe ich dann noch Sterngriff-Muttern montiert:

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andere Seite:

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Damit das Wasser gut abläuft, habe ich die Seitenteile ein bisschen "gekippt" montiert. Alle Metallteile (Winkel, Schrauben, Muttern) sind in Edelstahl ausgeführt,
der Kanten- und Eckschutz ist aus Alu.

Der vorletzte Bauabschnitt  - die "Inneneinrichtung". Ich habe eine Barriere gebaut, die verhindern soll, dass unser markierender Kater mein Astro-Equipment vollpieselt.
Hoch genug, dass er nicht drüberspringt und niedrig genug um dem Teleskop nicht in die Quere zu kommen. Wie weiter oben schon erwähnt, hatte ich mir dazu Alu-Wandhalter aus dem Sat-Bereich zurechtgeflext, mit Abschlußkappen versehen und im Betonboden verdübelt.

Ich habe mir bei der örtlichen Schneiderin einen Balkon-Sichtschutz (Amazon) in der Höhe einkürzen lassen. Aus dem Rest hat sie mir eine "Tür" genäht. Mit einer Ösenzange habe ich an den passenden Stellen zusätzliche Ösen angebracht und habe das ganze mit den Alupfosten verschraubt. Die Konstruktion passt natürlich problemlos unter die zugeklappte Kuppel.

Die "Tür" wird bei Bedarf einfach aufgehakt.

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Es gab ein paar Rückschläge:

Ein paar Tage Dauerregen (teils Starkregen) und der Innenraum stand komplett unter Wasser.
Der Wassereinbruch kam (erstaunlicherweise) nicht durch die angebastelten "Ohren" (die habe sich bewährt) sondern durch die Seiten des Zeltes.
Ich hätte den Zeltsockel nach allen Seiten hin abfallend bauen sollen, leider war zuerst der Sockel da und dann das Zelt...


Ich habe mir also eine Diamant-Schleifscheibe für die Flex besorgt und die Ecken des Achtecks beschliffen, damit das Wasser jederzeit vom Zelt wegläuft.
Meine Frau hat es dann tatsächlich in unermüdlichen try-and-error Versuchen geschafft, das Zelt "Starkregen-Proof" zu bekommen. Sie hat z.B. da, wo es sich öffnet von innen eine Ablaufkante aus Schnellbeton "getöpfert" und den "festen Rand" des Zeltes mehrfach absilikoniert.
Zusätzlich haben wir vorsichtshalber weitere Wasserabläufe geschaffen - meine dafür vorgesehene Rille war ein Witz. Jetzt ist alles dicht, die konstruktion hat an die 20 "Starkregen-Tests" mit dem Wasserschlauch überstanden und ich konnte es wagen, mein Equipment zu verkabeln:

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Das "First Light" am LDN1235:

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...und die Flatframes:

flats

 

 

 

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Da mich das "Astrofieber" gepackt hat, habe ich mich an einen Nachbau des AllSky-Kamera-Projektes von Thomas Jacquin gemacht. Auf seiner GitHub-Seite gibt es eine genaue Projektbeschreibung. Eine 125mm-Doppelmuffe (Sanitärrohr), 2 Muffenstopfen, eine Plexiglas-Kuppel, ein Raspberry Pi 4 und eine Kamera - fertig ist das Himmels-Observatorium. Der Raspberry fertigt über Nacht Bilder, Sternenspur-Aufnahmen (Star-Trails), Timelapse-Videos und Keogramme für die Bewölkungsanalyse an. Für die Star-Trail-Aufnahmen werden automatisch die Bilder analysiert und die Fotos mit Bewölkung werden entfernt. Am Ende der Nacht lädt ein Script dann die "Ausbeute" auf meinen Server hoch. Eine konfigurierbare web-Seite stellt der Autor ebenfalls auf GitHub zur Verfügung. Ich hoffe, dass es mir durch die Dauerbeobachtung des Himmels gelingt, zum Beispiel Bilder von Sternschnuppen "einzufangen".

Durch einen Klick auf den Button gelangt Ihr zu einem Live-Bild meines "Observatoriums"

Allsky-Livebild

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